
Eyckmund Oog exuvia
Gedichte und Ähnliches
83 Seiten
Erste vorläufige Endversion
Norderstedt 2018
Ursprünglich war dieses Debut als eine bunte Auswahl von Arbeitsproben geplant, und es war recht schnell klar, dass ein irgendwie geartetes ›Konzept‹ oder gar der Eindruck eines ›unverwechselbaren Stils‹ möglichst vermieden werden müsse, schon um von Anfang an deutlich zu machen: Es gilt offen und beweglich zu bleiben, niemals ganz anzukommen, niemals eine sichere Wahrheit oder eine zu klare Antwort zu finden, immer mehr Mensch als Marke zu sein, mit allen dazugehörenden Widersprüchlichkeiten, den zum Teil halsbrecherischen Schwankungen der Stimmung, des Lebensgefühls, der persönlichen Agenda.
Und ja, in gewisser Hinsicht scheint das zumindest nicht missglückt, jedenfalls soweit es den Konstrastumfang dieses Buches betrifft: Es findet sich darin Klirrendkühles neben Kochend-Geysirendem, Nebliges neben Luzidem, Biederes neben Radikalem. Manches ist Ausflug in die dünnen Luftschichten des Abstrakten, anderes Expedition durch den Dschungel der Dinge und ihrer Zwischenräume. Manche Gedichte halten sich streng an die phänomenische Realität, andere fabulieren mehr. Bei einigen liegt der Fokus mehr auf dem sprachlichen Material, bei anderen mehr auf den dargestellten Gegenständen. Manche sind nur da um der Poesie willen, andere haben vor allem praktische Bedeutung.
Das meiste in diesem Band ist ›Gedicht‹ im herkömmlichen Sinne, doch finden sich darin auch Wortlisten und nicht-lineare Zeichenkonstellationen, und anderes, was auf den ersten Blick wie ein Gedicht anmuten mag, wird sich auf den zweiten, wahrscheinlich, als Mimikry herausstellen.
Der Witz ist, dass obwohl bei der Strukturierung dieses Buches alles Konzeptuelle, wie gesagt, vermieden werden sollte, es sich jetzt, wo es fertig ist, als etwas ganz und gar Schlüssiges und in sich Geschlossenes präsentiert. Es scheint da sogar eine Art roter Faden vorhanden, etwas, das dieses Buch bindet, es bei aller Zusammengewürfeltheit zuverlässig zusammenhält, vermutlich weil es im Ringen der widerstreiten Kräfte, die darin aufeinandertreffen, zu unlösbaren Verhakungen, Verschlingungen, Verwirrungen und dergleichen kommt. Ein anderer Grund ist gewiss die Herkunft dieser Gedichte von derselben Stimme, deren Charakter der Hervorbringer dieser Stimme durch die Arbeit an diesem Band überhaupt erst annehmen gelernt hat, so wie sich einst die Vorfahren der 'digital natives' erst daran gewöhnen mussten, sich auf einer Audioaufnahme selbst sprechen zu hören. So gesehen passt dann vielleicht auch der gewählte Titel ganz gut. Denn die via Wachstum abgesprengte Haut ist immer auch als verzögertes Spiegelbild verwendbar, ein kümmerliches zwar, aber immerhin.
Was dieses Buch dem Leser nützen kann, muss jeder für sich selbst herausfinden. Die Arbeit des sogenannen Urhebers daran ist vorerst beendet. Jetzt beginnt die des ominösen Anderen, der diesen Gedichten seine eigene Stimme hinzufügt, und das heißt sie in entscheidender Weise ›mitbestimmt‹ ...